Die Tierwelt Südamerikas ist etwas ganz Besonderes. Der Kontinent ist reich an vielen exotischen Tierarten. Manche davon gibt die es an keinem anderen Ort der Welt. Der Grund dafür: Über 50 Millionen Jahre war Südamerika wie eine Insel von allen anderen Kontinenten abgegrenzt – so wie es Australien heute noch der Fall ist. Dadurch entwickelte sich in Südamerika wie in Australien eine eigenständige Tierwelt.
Lamas und Alpakas: Die Kamele Südamerikas
Die wolligen Lamas und Alpakas sind Artverwandte der Kamele – haben allerdings keinen Höcker. Sie leben im Hochland der Anden. Die sonst sehr sanftmütigen und geselligen Tiere spucken nur, wenn sie sich bedroht oder belästigt fühlen, oder um die Rangordnung zu klären. Die Wolle der Alpakas ist sehr beliebt: Sie ist besonders fein und leicht, dabei widerstandsfähig und wärmend.
Flamingos: Energiesparer
Drei Flamingoarten leben in Südamerika: Die Chileflamingos, die Andenflamingos und die Jamesflamingos. Alle drei Arten sind im peruanischen Naturschutzgebiet Reserva Nacional del Titicaca anzutreffen. Die Chileflamingos bevölkern auch andere Teile Südamerikas – von Peru über Uruguay bis Feuerland. Die rosafarbenen Vögel haben eine auffällige Verhaltensweise: Schwarmweise stehen und schlafen sie auf einem Bein. Das zweite Bein halten sie oft im isolierenden Gefieder warm. So sparen sie Energie.
Faultiere: Entspannt abhängen
Die südamerikanischen Faultiere leben in den tropischen Regenwäldern Panamas, Costa Ricas und Perus. Den größten Teil ihres Lebens verbringen sie kopfüber an Bäumen hängend, wo sie schlafen, fressen, sich paaren und ihr Jungen gebären.
Kondore: Könige der Lüfte
Der Andenkondor zieht seine majestätischen Kreise in der Andenregion Südamerikas von Venezuela bis zum Süden von Argentinien und Chile. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 3,20 Metern gehört er zu den größten flugfähigen Vögeln. Die wenig geselligen Kondore leben meist allein oder paarweise. Andenkondore sind monogam und bleiben oft ihr ganzes Leben lang mit dem gleichen Partner zusammen. Sie ernähren sich von Aas und sind die Gesundheitspolizei der Anden.
Tapire: Lebende Fossilien
Vier der fünf noch überlebenden Tapirarten leben in den Regenwäldern Südamerikas. Im Aussehen ähneln sie Schweinen, sind aber mit Pferden und Nashörnern verwandt. Ihre Vorfahren bewohnten den Dschungel schon vor 40 Millionen Jahren. Deshalb zählen die Tapire zu den überlebenden Urtieren der Erde.
Ameisenbären: Leben auf Sparflamme
Ihr Zuhause sind die Wälder, Sümpfe und Savannen Südamerikas. Ihre einzige Nahrungsquelle sind Ameisen und Termiten. Dank der langen, röhrenförmigen Schnauze und der dünnen, langen und klebrigen Zunge können Ameisenbären an einem Tag gut 35.000 Ameisen verspeisen. Klingt nach mehr als es ist – nämlich gerade einmal 150 Gramm. Damit der Energiehaushalt stimmt, müssen Ameisenbären ständig nach Futter suchen und bis zu 15 Stunden am Tag schlafen.
Jaguare: Südamerikas größte Raubkatzen
Das Pantanal zwischen Brasilien, Bolivien und Paraquay ist mit seinen Sümpfen, Flüssen, Wäldern und Savannen eines der artenreichsten Lebensräume Südamerikas. Hier lebt auch die größte Raubkatze des Kontinents: der Jaguar. Die meist gefleckten Großkatzen klettern und schwimmen gerne, haben eine enorme Beißkraft und jagen ihre Beute an Land wie im Wasser.
Kolibris: Klein und wendig
Man nennt sie auch „fliegende Edelsteine“: Je nachdem, wie die Sonnenstrahlen auf sie fallen, glitzert das Gefieder der Kolibris in anderen schillernden Farben. Ihre Heimat sind die Hänge der Anden und der Amazonas-Regenwald. Die winzigen Vögel – die kleinste Kolibri-Art wiegt gerade mal so viel wie eine Mandel – sind wahre Flugkünstler: Sie können rückwärts, seitwärts und kopfüber fliegen und sich auch schwebend auf der Stelle halten, um ihre Nahrung, den Nektar von Blüten, zu naschen.
Kaimane: Erfolgreiche Teamarbeiter
Kaimane gehören zu der Familie der Alligatoren und bewohnen die Flüsse, Seen und Sümpfe im Amazonasgebiet. Zu ihren Besonderheiten gehört die gemeinsame Jagd mit Reihern. Die Kooperation funktioniert so: Der Kaiman hebt seinen Kopf aus dem Wasser. Der Reiher landet darauf und hat damit eine perfekte Plattform zum Fischen. Die Fische, die der Reiher nicht erwischt hat, schnappt sich dann der Kaiman.
Anakondas: Die größten Würgeschlangen der Welt
Die Anakondas leben in den Gewässern der südamerikanischen Regenwälder, vor allem im Amazonasgebiet und im Orinoco-Becken. Durch ihre Farbe gut getarnt, warten die muskulösen Würgeschlangen im Wasser versteckt auf ihre Beute. Kommt ein Beutetier zu nahe, beißt die Schlange schnell zu, umschlingt das Opfer mit ihrem kräftigen Körper und erwürgt es. Der Biss der Anakonda ist nicht giftig – den Beutetieren wird der Würgegriff der Schlange zum Verhängnis.
Papageien: Kluge Köpfe
In den Amazonas-Regenwäldern findet man viele Papageienarten. Die bunt gefiederten Vögel mit dem markanten Schnabel sind äußerst intelligent. Manche Arten wurden beim Gebrauch von Werkzeugen beobachtet, um an Nahrung zu gelangen. Papageien können die menschliche Sprache nicht nur nachahmen, sondern auch Wortbedeutungen lernen. Gerade die südamerikanischen Aras zeigen sich hier als besonders intelligent.
Piranhas: Gesundheitspolizei mit scharfen Zähnen
Piranhas leben in den Seen und Flüssen der südamerikanischen Regenwälder. Mit ihren scharfen Zähnen sehen die Piranhas ganz schön gefährlich aus. Menschen greifen sie aber selten an – sofern sie sich nicht bedroht fühlen oder ihren Laich beschützen. Piranhas sind nicht wählerisch: Sie fressen fast alles, auch Aas. Sie bewahren Flüsse und Seen vor Verunreinigungen und krankheitserregenden Keimen durch verwesende Tiere und gelten deshalb als Gesundheitspolizei der Gewässer.