Die traditionellen Wahlen in Costa Rica

In Costa Rica findet der Wahltag traditionell am ersten Sonntag im Februar statt. In diesem Jahr stehen hauptsächlich die Wahlen der Bürgermeister und ihrer Unterstützer an. Die nächsten Präsidentschaftswahlen sind noch zwei Jahre entfernt, werden aber ebenfalls am ersten Sonntag im Februar stattfinden. Bis vor kurzem galt am Tag der Präsidentschaftswahlen das sogenannte „ley seca“ – das Alkoholverkaufsverbot. Der Verkauf von Alkohol in jeglicher Form war untersagt. Dies war eine bedeutende Regelung für die Barbesitzer in Gegenden des Landes mit großen Expat-Gemeinschaften.

Die Auswirkungen des Wahlgesetzes auf das Nachtleben

Mit der Verlängerung der NFL-Saison, die nun bis in den Februar hineinreicht, fiel der Super Bowl mehrmals auf denselben Tag wie die costa-ricanische Präsidentschaftswahl. Das führte zu einer bestimmten Vorgehensweise der Behörden. In der Samstagnacht vor der Wahl wurden alle Bars, die kein Essen servierten, geschlossen. Aufkleber mit dem Datum, an dem sie entfernt werden durften (dem Montag nach der Wahl), wurden auf Türen und Fenster geklebt. Restaurants durften geöffnet bleiben, aber dieselben Aufkleber wurden verwendet, um alle Bierkühlschränke zu versiegeln und gelbes Polizeiband wurde um alle Regale gewickelt, auf denen Flaschen mit Alkohol standen.

Die Kreativität der Restaurantbesitzer

Jeder Hinweis auf Manipulation führte zu einer hohen Geldstrafe. Daher wurden die Restaurantbesitzer an den Super Bowl-Sonntagen, die mit der Präsidentschaftswahl zusammenfielen, kreativ. Ein Trick bestand darin, einen Teil des Alkohols und so viele Bierkästen, wie man am nächsten Tag verkaufen wollte, außerhalb des Barbereichs zu verstecken. Sobald die Behörden ihre Arbeit erledigt hatten, wurden die Flaschen mit Alkohol in Verstecken unter der Bar gelagert.

Das Super Bowl-Sonntag-Dilemma

Die Biere wurden in gewöhnlichen Coleman-Kühlboxen voller Eis, ebenfalls unter der Bar, gelagert. Da so viele Restaurants dasselbe System benutzten, hatten die Eislieferanten wahrscheinlich ihren besten Tag des Jahres. Alle Biere und Cocktails wurden in Plastikbechern serviert, mit der Idee, der Polizei sagen zu können, dass alle Kunden ihre eigenen Getränke mitgebracht hätten.

Die Abwesenheit der Polizei

Auffälligerweise war die Polizei an diesen Sonntagen seltsam abwesend. Mit einer Ausnahme. Ich war der Barkeeper und Manager einer beliebten Sportbar und Grill in Quepos und wir hatten einen Plan. Das Lokal hatte vier große rechteckige Öffnungen zur Straße hin, was ihm einen Open-Air-Effekt verlieh. Jeden Abend bei Schließung bedeckte ich die vier Öffnungen mit großen, schweren, passgenauen Holzbarrieren, die mit einem System aus Leisten und Stützen gesichert wurden.

Die Strategie der Bar

In den Tagen zuvor nahmen wir diskret Reservierungen für die „Privatparty“ entgegen, die wir am Super Bowl-Sonntag haben würden. Am Tag vor dem Super Bowl und dem Wahltag schlossen wir, damit die Männer mit den Siegeln und dem gelben Band keinen Zugang hatten. Das Restaurant hatte zwei selten genutzte Klimaanlagen, die wir ein paar Stunden vor dem Spiel aufdrehten. Bis zum Anpfiff hatten wir ein volles Haus und alles verlief wie gewohnt.

Der unerwartete Besuch der Polizei

Bis zum zweiten Viertel waren die Klimaanlagen kein Gegner für die hundert oder so versammelten, trinkenden und rauchenden Gäste (damals war das Rauchen in öffentlichen Räumen noch legal), und es wurde so warm, dass jemand die Vordertür öffnete, um Luft hereinzulassen. Innerhalb von Minuten traf die Polizei ein.

Die Intervention eines Ex-Bürgermeisters

Einer unserer Gäste war ein ehemaliger Bürgermeister von Quepos – ein sehr wichtiger Tico – und er sprach mit der Polizei und welche Erklärung er ihnen auch immer gab, sie funktionierte – vorübergehend. Aber andere benachbarte Restaurants, die wussten, was wir vorhatten, riefen die Polizei erneut an und spät im 4. Viertel kamen sie, bewaffnet mit Siegeln und gelbem Band.

Das Ende des Super Bowl-Sonntags

Als das Spiel seinen Höhepunkt erreichte und auf einem Field Goal im letzten Spielzug endete, griff ich in die Kühlbox und zog auf einmal 4 Flaschen heraus, bediente Kunden, während die Polizisten die Kühlboxen versiegelten und mir sagten „No mas, no mas“. Jeder ging glücklich nach Hause.

Fazit

Wir haben an einem der profitabelsten Tage des Jahres unser Geld verdient und die Behörden konnten ihre Muskeln spielen lassen und zeigen, dass sie die Kontrolle haben. Trotz der strengen Regelungen und der kreativen Lösungen der Barbesitzer bleibt die Wahl in Costa Rica ein wichtiger Teil der Demokratie und zeigt das Engagement der Bürger für ihr Land.